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Sonnige Kühle

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Wenn sich die Morgennebel verzogen haben, dauert es jetzt im Winter noch ein wenig, bis die Sonne zu uns im Wald durchkommt. Nur langsam bahnen sich die Sonnenstrahlen ihren Weg durch das Blätterwerk der Baumkronen hindurch zu unserem Häuschen. Es ist ein kühler Morgen, wie er es auch in den vergangenen Tagen war.  Schon in meinem frühreren Leben habe ich sie geliebt, diese sonnigen aber kalten Wintertage. Damals bin ich dick eingepackt unter der Morgensonne durch das Ampertal gestiefelt. Außer dem Knarzen, das jeder meiner Schritte im eisigen Schnee verursachte, war nicht viel zu hören. Auch jetzt ist es still. Keine Grille zirpt und die Vögel warten wohl noch ein bißchen, bis auch ihre Kehle aufgewärmt ist. Katze Flocke hat sich oben am Carport einen Aufwärmfleck gesucht. Dort ist die Sonne an ein paar Stellen schon angekommen, zaubert ein Mosaik aus Schatten- und Glanzflecken. Neun Grad hat das Thermometer an der Hauswand heute früh gezeigt. Gestern waren es sogar nur sechs...

Wenn der Weihnachtskaktus zum Augustkaktus wird

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Mein Weihnachtskaktus blüht mitten im August. Habt ihr auch einen Weihnachtskaktus im Wohnzimmer, Büro oder auf dem Balkon? Es ist ein pflegeleichter Kaktus, der nicht viel Licht mag und gleichzeitig größere Wassermengen verträgt. Vielleicht habt ihr euch schon einmal gefragt, warum der Weihnachtskaktus so andere Ansprüche hat, bevorzugen die meisten Kakteen doch pralle Sonne und wenig Wasser. Die Antwort ist einfach. Er stammt aus dem Regenwald, genauer gesagt dem Atlantischen Regenwald. Dort wächst er nicht auf dem Boden sondern sitzt als Epiphyt in Astgabeln und auf den Zweigen der Bäume.  Bei uns im Regenwald habe ich bis jetzt noch keinen Weihnachtskaktus wild wachsend gefunden. Das mag nichts heißen. Theoretisch sind seine Heimat die Regenwälder des Küstengebirges Südostbrasiliens. Wir leben am Fuß des Küstengebirges. Der Atlantische Regengwald, der uns umgibt, ist aber kein ursprünglicher Wald mehr. Nachdem die Menschen hier schon Kohle aus seinen Bäumen gemacht und Büffel g...

Stadtbesuch

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  In Bayern würden sie vielleicht Biergarten zu dem Restaurantgarten sagen, der direkt an der Meeresbucht Antoninas liegt. Der Unterschied: statt Kiesel gibt es ein Holzdeck und statt Kastanien tropische Bäume. Mal wieder in der Stadt gewesen. Antonina ist ein kleines Städtlein, irgendwo in der Zeit stehen geblieben. Blende ich die Autos aus und die mitten auf den winzigen Gehsteigen stehenden Strommasten, werde ich um hundert Jahre zurück gebeamt.  Auf dem Gehsteig vor der Bank steht ein Pferd. Es ist an einem Holzkarren angeschirrt und genießt wohl seine Pause. Sein dono, sein Besitzer, sieht angestrengt auf sein Handy, wischt ein bißchen darauf herum, lehnt sich an die Hauswand an und wartet auf irgend etwas. Sonst passiert nichts. Zur Mittagszeit ist es in Antonina still.  Selbst in dem Büffet-Restaurant, in das wir gehen, sind nur wenige Menschen. Zwei Männer sitzen an einem Tisch, wahrscheinlich bei ihrer Mittagspause. Nebenan versucht eine Frau, ein Kind zu füttern...

Blutsfähnchen wärmt sich auf

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  Schmetterling des Atlantischen Regenwaldes: Pirascca sagaris Ich glaube der Kleine wollte sich mal eben bei mir ein bisschen aufwärmen. Die Sonne hat zwar die Tageshöchsttemperatur auf 19 Grad gebracht, für tropische Falter ist das aber trotzdem noch etwas kühl. So saßen plötzlich 30 mm Schmetterling auf meiner Hand und dann auf meinem Finger, statt in der Luft umherzuschwirren.  Im Sommer habe ich öfters versucht, ihn oder einen seiner Verwandten zu fotografieren. Sie waren aber immer zu schnell für mich. Bis ich abgedrückt habe, war entweder nichts mehr von einem Falter auf dem Bild zu sehen oder nur ein verschmierter dunkler Fleck. Fliegt er, ist nur ein Schwarz-Rot wahrnehmbar, nichts aber von einem Muster. Dem Winter sei Dank habe ich ihn nun endlich fotografieren und damit bestimmen können. Sehr wahrscheinlich ist es ein Pirascca sagaris. Das habe ich mit Hilfe von iNaturalist herausgefunden. Einen Volksnamen hat er nicht. Ich nenne ihn einfach Blutsfähnchen, wegen sei...

Gartenarbeit im Winter

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Nach Alessandros Pflegeeinsatz, ist mein Wandgesicht wieder zu sehen. Es ist kalt geworden. Logisch, während bei euch Sommer ist, haben wir Winter . Nein, es schneit nicht. Unsere Region liegt zwischen dem tropischen und subtropischen Klima. An ein paar Tagen im Winter kann da auch bei uns im Regenwald die Temperatur nachts auf unter zehn Grad absinken. Tagsüber liegen die Temperaturen aber meistens zwischen 15 und 18 Grad. Gestern waren es gerade einmal 13 Grad, was eher eine Seltenheit ist.  Das nervige sind nicht die niedrigen Celsius Grade. Es ist der stete Regen, der die gefühlte Temperatur gewaltig absenkt. In den Regenpausen arbeitet Alessandro im Garten. Eigentlich war für heute Sonne angesagt, aber es regnet schon wieder, ein leichter Regen. Manchmal macht er Pausen. Dann stiefelt Alessandro los. Vor Tagen hat er angefangen zu mähen, Sträucher und Bäume auszuschneiden, verwelkte Palmblätter abzusägen und Pflanzen umzusetzen.  Mit dem  Bau unseres Zimmerls  s...

Penelope hat Hunger

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  Wildhuhn Penelope guckt zum Küchenfenster rein. Penelope ist fast schon ein Haustier. Nein, sie kommt nicht ins Haus, sie begnügt sich mit dem Garten rund herum. Sie ist unser Gartentier. Unser Garten ist ein Sammelsurium von Palmen, Bäumen voller Bromelien, Farnen und Philodendren, verschiedensten Sträuchern, Baumfarnen und üppig wachsenden Blattpflanzen, wie verschiedenen Helikonien, riesigen Friedenslilien und anderen Blumen. Auch eine weiß blühende Strauchrose und ein brasilianischer Holunder gehören zu dem Sammelsurium, das unsere einstige Waldlichtung von 4.000 Quadratmetern prägt.  Penelope ist eine Art Wildhuhn, das im Atlantischen Regenwald lebt, dem Regenwald, der sich entlang der Küste Brasilens in einem Streifen über das Gebirge hinweg vom Süden bis in den Norden erstreckt.  Penelope obscura, ein Wildhuhn des Atlan- tischen Regenwaldes. Das dort heimische Wildhuhn erinnert mich an Auerhühner, die ich als Jugendliche in den Chiemgauer Bergen bei der Baltz beo...

Zur Bambuspflege Bambussprossen essen

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Sprossen vom Riesenbambus, Dendrocalamus asper. Sehr lecker im Huhneintopf.  Jetzt hat unser Riesenbambus (Dendrocalamus asper) doch noch ein paar Sprossen hervor gebracht. Er ist spät dran. Etwa 15 Sprossen hat er gemacht. Vielleicht werden es noch mehr. Vergangene Woche waren es nur drei als ich nachgeschaut habe. Es können deshalb durchaus noch ein paar dazu kommen. Die Saison hat je gerade erst angefangen. Fünf der bisher 15 aufgegangenen Bambussprossen habe ich gestern geschnitten, um daraus Sprossen zum Essen zu machen. Das Schneiden der Sprossen dient übrigens nicht nur der Kulinarik. Der Horst wird damit auch gepflegt. Ich ernte Sprossen, die eng zusammenstehen oder auf der Seite zur Straße hin wachsen, wo sie später stören könnten. Mit weniger Sprossen, braucht der Horst auch weniger Kraft, und bleibt gesünder.  Es ist schon faszinierend, dass wir den Bambus sowohl zum Bauen verwenden , weil er hart wie Holz ist, und ihn trotzdem auch essen können, weil seine Sprosse...